Aktion TAFF ein besonderes Projekt in außergewöhnlichen Zeiten  – Jugendfeuerwehr Baden-Württemberg

Aktion TAFF ein besonderes Projekt in außergewöhnlichen Zeiten

Introbild

TAFF ist ein Projekt, das sich an Jugendliche ab 15 Jahren richtet, um sie zu fordern und zu fördern. Diese Jugendlichen sollen engagiert, neugierig und zuverlässig sein. Uns geht es dabei nicht um schulische Leistungen, sondern vielmehr um die Begeisterung, Wissen zu erlangen, sich aktiv einzubringen, soziale Alltagskompetenzen zu erwerben und als Person zu reifen. Die Jugendlichen hatten die Möglichkeit, sich für diese Aktion zu bewerben und damit Teil von TAFF zu werden.

Auch wenn sich die Planung in diesem Jahr mehr als schwierig gestaltete, konnten wir ein abwechslungsreiches Programm für die 10 Jugendlichen, die nach ihrer Bewerbung für das Projekt ausgewählt wurden, erstellen.

 Start unter Coronabedingungen   20210526 134352

Wie sollte es im Frühjahr 2021 anders sein? Unser Projekt begann mit einem Onlineformat und einem Kennenlernen der Gruppe. Um in das Zukunftsthema einzusteigen, erhielten unsere Teilnehmenden die Aufgabe, sich zu überlegen, wie sie sich die Feuerwehr im Jahr 2030 vorstellen, was sie gut an der (Jugend-)Feuerwehr finden und wie sie das Image der Feuerwehr wahrnehmen. Ihre Erkenntnisse aus diesen Fragestellungen schrieben sie in einem kurzen Aufsatz nieder. Diese Einblicke wurden beim Präsenzwochenende weiter vertieft.

Nachdem absehbar war, dass ein Wochenende in Präsenz vorerst nicht möglich sein wird, planten wir unser Programm um, um den Jugendlichen trotz der Umstände Einblicke in besondere Themen zu geben und Begegnungen zu ermöglichen.

Ende Mai führten wir einen Onlineworkshop mit Vatan Ukaj von Wertansich(t) zum Thema „Ehrenamt, Politik und Du?!“ durch. Dabei beschäftigen sich unsere Teilnehmenden unter anderem damit, wo sie in ihrem Alltag mit Politik zu tun haben, welche Möglichkeiten Ehrenamt bietet und welche Werte ihnen selbst wichtig sind. Dabei zeigte der Referent deutlich auf, welche Fähigkeiten durch ehrenamtliches Engagement gefördert werden, welche Erfahrungen dabei gemacht werden können, zum Beispiel Teilnahme an besonderen Aktionen und Veranstaltungen und eben auch Begegnungen, von denen man in Zukunft profitieren kann. Dank der Möglichkeiten, einen Onlineworkshop abwechslungsreich und ansprechend zu gestalten, verging der Tag im Flug und die Jugendlichen bekamen viele neue Ansichten und Einblicke und waren überrascht, wie sie von einem Ehrenamt profitieren können bzw. was es ihnen ermöglichen kann.

     Begegnungen schaffen – auch online möglich   Gesprächsrunde Dr. Belege

Ein Ziel von TAFF ist es, Hintergrundwissen zu vermitteln und die Jugendlichen an bisher unbekannte Bereiche heranzuführen. Auch wenn die Onlinevariante sicher nicht unser Favorit für dieses   Format war, öffnete es den Jugendlichen doch wieder besondere Türen, um mit Persönlichkeiten ins Gespräch zu kommen. Wir luden zu Gesprächsrunden ein und eben durch die Onlinevariante war es unter anderem möglich, als ersten Gast Bundesjugendleiter Christian Patzelt einzuladen. Er stellte dar, wie sein Alltag als Bundesjugendleiter aussieht, welche Aufgaben er hat und wie er sich die Jugendfeuerwehr in der Zukunft vorstellt. Er berichtet auch davon, was ihn für diese Arbeit geprägt hat, wie ihn seine ehrenamtliche Tätigkeit in der Jugendfeuerwehr weitergebracht hat und an welche Aktionen er sich noch heute gerne zurückerinnert.  Er betont außerdem, dass es wichtig ist, einen guten Ausgleich zwischen dem Job und dem Ehrenamt zu finden und eine gute Work-Life-Balance zu haben.

In einer zweiten Online-Gesprächsrunde durften wir Dr. Georg Belge, Leiter der Feuerwehr Stuttgart begrüßen. Er zeigte zunächst seinen persönlichen Werdegang auf und betonte vor allem das außerschulische ehrenamtliche Wirken, welches seine Persönlichkeitsentwicklung wesentlich geprägt hat. Durch das Mitwirken in der Theatergruppe wurden Fähigkeiten spielerisch erlernt, die vermutlich sonst erst zu einem späteren Zeitpunkt mit viel mehr Aufwand erlernt worden wären.

Dr. Georg Belge erläuterte einen typischen Arbeitstag sowie seine Tätigkeitsfelder als Amtsleiter der größten Feuerwehr in Baden-Württemberg. Neben Fragen zu den besonderen Einsätzen in seiner beruflichen Laufbahn stand das Berufsfeld als Berufsfeuerwehrangehöriger besonders im Fokus. Es wurden die Zugangsvoraussetzungen für die jeweiligen Laufbahnen erörtert, Aufstiegschancen dargelegt und die besonderen menschlichen Kompetenzen, wie Teamfähigkeit und Werteverständnis erörtert.

     Gemeinsame Herausforderungen  IMG 20210725 WA0026

Online schön und gut, aber etwas gemeinsam zu erleben kann dadurch einfach nicht ersetzt werden. Umso schöner, dass es Ende Juli doch endlich möglich war, dass wir uns gemeinsam treffen konnten. Was passt dann besser als Erlebnispädagogik im Waldseilgarten? Das erste Ziel war das gegenseitige Kennenlernen, denn das ist vor dem PC deutlich zu kurz gekommen. Jeder Teilnehmende überlegte sich hierfür zunächst drei Aussagen über sich selbst. Dabei entsprach eine Aussage nicht der Wahrheit. Bei einem gemeinsamen Spaziergang gab es dann die Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen, um herauszufinden, was nicht der Wahrheit entsprach. Dabei lernten sich alle Beteiligten kennen, erfuhren etwas über die anderen und trotzdem war die Überraschung teilweise groß, was nicht stimmte.

Es folgten dann verschiedene Teamaufgaben, die als Gruppe gelöst werden mussten. Unter anderem der „Mohawk Walk“ bei dem es die gesamte Gruppe über eine Slackline schaffen musste. Dabei durfte keiner verloren gehen oder zurückgelassen werden. Dann sollte „The Wall“ überwunden werden, auch das war nur gemeinsam als Gruppe möglich. Anschließend ging es noch in die Höhe und der Waldseilgarten wurde erkundet. Dabei unterstützen sich die Teilnehmenden gegenseitig durch Mut zusprechen, wenn doch mal etwas der Mut fehlte.

Ein gelungener Tag, der Lust auf den geplanten Workshop im September machte.

     Landtag, Feuerwehr, Stärken und Knigge    20210917 190434

Im September trafen wir uns dann an der Landesakademie für Jugendbildung in Weil der Stadt. Ein abwechslungsreiches Programm war vorbereitet worden.
Der Freitagabend stand unter dem Thema Landesregierung. Zunächst wurde überlegt, wie der Landtag von Baden-Württemberg gewählt wird und welche Aufgaben er hat und wo dabei auch Berührungspunkte für die Jugendlichen sind. Im Anschluss daran konnten wir Friedrich Haag zu einer kleinen Gesprächsrunde zuschalten. Friedrich Haag ist ehrenamtliches Mitglied der Feuerwehr Stuttgart Abt. Degerloch, Besitzer von zwei Tankstellen und seit 2021 Landtagsabgeordneter der FDP. Er stellte dar, was ihn dazu bewegt hat, sich in der Politik zu engagieren. Er ist der Meinung, dass man nicht nur motzen darf, sondern sich selbst dann auch einbringen muss, wenn man etwas ändern möchte. Die Jugendlichen durften auch ihn mit Fragen löchern, beginnend, wie es für ihn war, als er das erste mal im Plenarsaal war, seine Meinung über alternative Antriebsmodelle sowie wie sein Alltag als Abgeordneter aussieht. Mit seinen offenen und authentischen Antworten machte Friedrich Haag viel Eindruck bei unseren Teilnehmenden.

Der Samstagvormittag begann mit dem Thema „Feuerwehr der Zukunft“ und vertiefte dabei die Ideen aus den Aufsätzen der Teilnehmenden zu Beginn der Aktion. Dabei beleuchteten wir ganz unterschiedliche Ansätze: Als Basis wollten wir erfahren, was für die Jugendlichen Heimat bedeutet und wie sie ihr Lebensumfeld wahrnehmen bzw. wie es sich eventuell verbessern müsste, bevor wir dann in den Feuerwehrkontext wechselten. Wir wollten erfahren, was sie bei der Feuerwehr bisher für ihre Entwicklung gelernt haben, wie sie sich den Übertritt in die Einsatzabteilung wünschen, welche Vorbilder sie haben und auch, was sie von der Feuerwehrausbildung und deren Ausbildern erwarten. Die abschließende Frage beschäftige sich damit, ob die Feuerwehr für die Zukunft gut vorbereitet ist und in welchen Bereichen eventuell noch Änderungen notwendig sind. Es zeigte sich, dass die Jugendlichen in ihrer Zeit bei der Jugendfeuerwehr viel gelernt haben, z.B. Verantwortung, Teamarbeit und Gemeinschaftsgefühl und auch Kameradschaft. Es können sich alle vorstellen, in die Einsatzabteilung überzutreten, sie wünschen sich aber, dass alte Strukturen überdacht und modernisiert werden, dass das Ehrenamt mehr Anerkennung bekommt und dass auch digitale Methoden in die Aus- und Weiterbildung einfließen. Außerdem sind sie der Meinung, dass in Zukunft noch mehr Wert auf die sozialen Kompetenzen und die Personalführung geachtet werden sollte. Insgesamt zeigten sie viele spannende und interessante Blickrichtungen auf, die für die Zukunft der Feuerwehren sehr interessant sein werden.

Escape-Rooms gibt es mittlerweile viele und auch als Methode in die Jugendarbeit sind zu finden. Dabei geht es darum, als Gruppe in einer vorgegebenen Zeit eine Aufgabe zu lösen. Als Einstieg in das Thema Stärken durfte unsere Gruppe den Escape-Room „Gretas Erbe“ vom Landesjugendring Baden-Württemberg bzw. der Akademie der Jugendarbeit Baden-Württemberg lösen. Das Ziel kann dabei nur erreicht werden, wenn die Gruppe zusammenarbeitet und jeder seine Stärken einbringt. Nachdem der Escape-Room gelöst wurde, erstellten die Teilnehmenden in zwei Gruppen jeweils ein Stärken-Kreuzwort für Feuerwehrleute. Sie suchten Stärken, die ihrer Meinung nach für Feuerwehrleute wichtig sind. Danach ging es natürlich auch noch um ihre persönlichen Stärken. Die Jugendlichen überlegten sich, welche Stärken sie haben, wie sich diese entwickelt haben bzw. welche Situationen sie gestärkt haben und wo sie eventuell noch Entwicklungspotenzial haben. Das alles durften sie in einem Brief an sich selbst aufschreiben. Diesen Brief werden wir ihnen in einem Jahr zusenden.

Am Abend stand Knigge und Co. auf dem Programm. Dabei ging es darum, dass wir gemeinsam ein Menü kochten und dabei die Grundlagen von Knigge lernten. Kleingruppen waren jeweils für einen Gang des Menüs zuständig. Dazu gehört zunächst, die Zutaten einzukaufen und anschließend zuzubereiten. So entstand ein leckeres Menü aus Bruschetta mit Rucola und Schafskäse, Kartoffelsuppe mit Erbsen und Apfelschmarrn (das Menü wurde aus verschiedenen Vorschlägen durch die Gruppe selbst zusammengestellt). Vor jedem Gang wurden unterschiedliche Bereiche von Knigge durch die Jugendlichen vorgestellt. Vielen Dank an die Feuerwehr Grafenau Abteilung Dätzingen, dass wir diese Aktion bei euch im Feuerwehrhaus durchführen durften. Wir hatten einen spaßigen Abend mit einem sehr leckeren Essen.

     Besuch im Landtag von Baden-Württemberg   IMG 20211115 WA0034

Zum Abschluss des Projektes besuchten wir den Landtag von Baden-Württemberg. Im Plenarsaal wählten wir unseren eigenen „Ministerpräsidenten“ und durften die Plätze der Abgeordneten einnehmen. Dort berichtete uns Landtagspräsidentin Muhterem Aras von ihrem Alltag und ihren Aufgaben als Landtagspräsidentin, wie sie zum Beispiel damit umgeht, wenn jemand seine Redezeit überschreitet. Hier bekamen die Jugendlichen wichtige Einblicke in die Demokratie.

Trotz der gegebenen Umstände konnten wir den Jugendlichen Hintergrundwissen vermitteln, Erfahrungen und Begegnungen ermöglichen und ihr demokratisches Verständnis und Handeln fördern. Der Spaß kam der gesamten Aktion nicht zu kurz.

Franziska Weiger-Fliß

Bildungsreferentin