In zwei Regionalkonferenzen wurde 2018 mit verschiedenen Mitgliedern der Jugendfeuerwehren über das Thema Werte und deren Bedeutung gesprochen. Es ging dabei darum, wie Werte den Alltag beeinflussen, aber auch darum, wie die Werte der Jugendfeuerwehr nach innen und nach außen präsentiert werden können.
Werte gemeinsam leben
Im vergangenen Jahr veranstaltete die Jugendfeuerwehr Baden-Württemberg als Highlight des KaReVeTo- Projektes den Bildungskongress Werte in Weil der Stadt. Das Projekt mündete in die Verabschiedung des Wertekodex durch die Delegiertenversammlung der Jugendfeuerwehr Baden- Württemberg in Weinheim. In der ersten Regionalkonferenz 2018 in Mannheim wurde das Thema nun vertieft und mittels Workshops praxisnah dargestellt und umgesetzt.
Nachdem wir uns in den vergangenen Jahren mit den Werten Kameradschaft, Respekt, Verantwortung und Toleranz beschäftigt haben, und wir wissen, dass das Thema nur schwer zu begreifen ist und sehr abstrakt wirkt, wollen wir nun das Thema etwas allgemeiner aufgreifen und vor allem begreifbarer machen. Bei Werten handelt es sich nicht nur um ein Thema, welches die Feuerwehr betrifft, sondern sie begleiten uns in allen Lebensbereichen. Werte betreffen jeden, sie bestimmen unser Zusammenleben- darauf wollen wir aufmerksam machen.
Werte sind bestimmend
Werte bestimmen das Leben – so umschrieb Landesjugendleiter Thomas Häfele seinen Impulsvortrag. Vor rund 150 Jahren wurden die Feuerwehren im Südwesten von Deutschland gegründet. Unter dem Motto „Alle für einen, Einer für alle“ wurden die Werte der einzigartigen Hilfsorganisation zusammengefasst. Die Gründerzeit der Feuerwehren war alles andere als eine einfache Epoche. Kriegerische Auseinandersetzungen prägten diese Zeit. Deshalb ist es als ein Glück anzusehen, dass in Europa seit 70 Jahren Frieden herrscht. Dieser Umstand wird zwar als Selbstverständlichkeit angesehen, er ist jedoch nicht selbstverständlich. Seit Ende des zweiten Weltkriegs beherrschen Werte wie Rechtstaatlichkeit, Meinungs- und Religionsfreiheit, Pressefreiheit, Gewaltenteilung unser Leben. Diese Werte gilt es gerade heute zu verteidigen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass die Jugendlichen schon früh mit den „richtigen“ und wichtigen Werten in Verbindung kommen. Doch wo erfahren Kinder und Jugendliche heute noch Werte? Die Feuerwehr ist ein Ort, in welchem Werte nachhaltig vermittelt werden. In der Eingangsnorm des Feuerwehrgesetztes von Baden-Württemberg wird ausgeführt, dass es sich bei der Feuerwehr um eine gemeinnützige, der Nächstenhilfe dienende Einrichtung der Gemeinde handelt. Zusammenfassend kann man somit klar erkennen, dass die Eingangsnorm die Werte Kameradschaft, Respekt, Verantwortung und Toleranz enthält. Wertevermittlung findet zuerst in der Familie statt, gefolgt von dem jeweiligen persönlichen Umfeld, die Jugendleiter haben somit einen großen Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen in der Feuerwehr. Der Verantwortung, dieser wichtigen Aufgabe sollte sich jeder bewusst sein. Wertevermittlung und die Auseinandersetzung mit Werten ist ein Qualitätszeichen einer Organisation. Ein Wertemanagement z. B. in Form eines Leitbilds vermittelt eine Haltung der jeweiligen Organisation, an dem sich die Jugendlichen, deren Eltern aber auch unsere Mitglieder und MitarbeiterInnen orientieren können. Die Wertevermittlung ist somit ein sehr wichtiger und spannender Prozess. Ziel der Jugendarbeit in der Feuerwehr ist neben der Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen, die Begeisterung für den Dienst in der Feuerwehr auf die nächste Generation zu übertragen, damit der Wahlspruch der Feuerwehr „Alle für einen – Einer für alle“ immer aktuell bleibt.
„Einer für alle- alle für einen“ ist wohl DER Leitspruch der Feuerwehren von Früher bis Heute und über die Landesgrenzen hinweg. Dieser eine Satz drückt die Werte aus, wofür die Feuerwehr steht. Doch auch diese Werte müssen innerhalb der Wehr definiert und kommuniziert werden- dann geben sie Orientierung und man kann nach außen als Einheit auftreten. Schließlich steht die Feuerwehr mitten in der Gesellschaft und die Position dürfen als Vorbilder nutzen, um schon bei den jüngsten anzufangen zu zeigen, für was und für welche Werte wir und die Gesellschaft steht.
Werte erkennen und leben
Im weiteren Verlauf des Tages erarbeitete Elke Stengel gemeinsam mit Moderator Pattric Grzybek und den Teilnehmern den Wertekodex der Jugendfeuerwehr Baden- Württemberg welcher bei der Delegiertenversammlung in Weinheim verabschiedet wurde und als Orientierung dienen soll. Die Teilnehmer diskutierten hierbei rege über das, was im Rahmen des Wertekodexes geht und was eben nicht. Dabei wird schnell klar, dass die Werte Kameradschaft, Respekt, Verantwortung und Toleranz nur schwer als einzelne Werte angesehen werden können- sie hängen alle miteinander zusammen.
Nach der Mittagspause ging es in zwei Workshops. Die Teilnehmer waren dazu eingeladen aktiv über Werte zu kommunizieren und zu diskutieren. In den Workshops wurden Werte greifbarer gemacht und es gab Tipps zur praktischen Umsetzung in der (Jugend-) Feuerwehr.
Im Workshop I beschäftigen sich die Teilnehmer mit der Frage, wie Werte unseren Alltag beeinflussen. Bildungsreferent Tobias Paeper regte die Teilnehmer dazu an, sich mit Fragen zu beschäftigen, welche zur eigenen Wertefindung dienen. Hier wurde mit dem Bild der Pyramide gearbeitet. Erst erstellte jeder für sich eine Wertepyramide, danach sollte durch eine angeregte Wertediskussion eine Wertepyramide für eine Gruppe erstellt werden. Eine Gruppe ist dabei vom Bild der Pyramide weggekommen, da sie alle Werte als gleich wichtig ansehen. Dafür haben sie einen Wertekreis ohne Anfang und Ende entwickelt.
Im zweiten Workshop wurde das Thema aufgegriffen, wie nach innen und nach außen gezeigt werden kann, für welche Werte die Feuerwehr bzw. die Jugendfeuerwehr steht. Zunächst wurde besprochen, warum es überhaupt wichtig ist, nach innen und nach außen zu zeigen, wofür wir stehen und vor allem für wen es wichtig ist. Auch hier musste die Gruppe eine Wertediskussion führen und sich auf fünf Werte zu einigen, welche für sie als Gruppe am wichtigsten sind. Im Anschluss daran wurde gesammelt, welche Möglichkeiten es gibt, um nach innen und nach außen zu zeigen, für welche Werte wir stehen. Bildungsreferentin Franziska Fliß als Workshopleiterin betonte, dass es wichtig ist, zunächst die Werte innerhalb der Feuerwehr zu definieren und zu benennen- das ist die Basis. Erst dann kann man als Mannschaft nach außen zeigen, wofür man steht.
Die Rückmeldungen der Teilnehmer im Rahmen der Feedbackrunde zeigten auf, dass sie Anregungen für die Umsetzung mitnehmen und, dass sie nun selbst mehr sensibilisiert sind für das Thema Werte und das auch weitergeben wollen. Uns zeigt das, dass wir mit unserem Projekt am Zahn der Zeit sind- auch wenn es noch ein langer Weg ist, die Leute für das Thema Werte zu sensibilisieren und die Wichtigkeit des Themas zu vermitteln.
Landesjugendleiter Thomas Häfele, Bildungsreferentin Franziska Fliß